04.12.2017 Dr. Markus Fiedler

Ist der Islam besonders gewalttätig oder ist jede Weltanschauung besonders missbrauchbar?


Irakkrieg 2003

Irakkrieg 2003.

Gegenwärtig wird von allen Religionen wohl nur der Islam als eine Religion der Gewalt wahrgenommen, die ursächlich verantwortlich für den Terrorismus in Europa und die  Gewaltexzesse im Nahen und Mittleren Osten ist.

Die blutige Geschichte des Abendlandes

Dabei wird inzwischen aber meist ausgeblendet, dass die Geschichte gerade im Abendland weitaus gewalttätiger und blutiger verlief, als in allen anderen Kulturkreisen. In dieser Hinsicht scheinen manche Islamkritiker geradezu von einem kollektiven Gedächtnisverlust befallen zu sein, denn es wird momentan offenbar nur der islamisch-morgendländische Kulturkreis als gewalttätig wahrgenommen, während man sich selbst friedlich wähnt.

Vergessen scheinen die zahllosen Religionskriege zwischen Protestanten und Katholiken (von der Renaissance bis tief ins 20. Jahrhundert), davon der Dreißigjährige Krieg (1618-1648), die Exzesse der Wiedertäufer (1534-1535), die Bartholomäusnacht (1572), weiter der erste Hundertjährige Krieg zwischen England und Frankreich (1337-1453), die Ausrottung der Indianer (1492-1890), das Vorgehen der Spanier gegen die Azteken (1519-1535), Mayas (1519–1821) und Inkas (1531-1572), die zahlreichen Judenpogrome (vom Mittelalter bis ins 20. Jahrhundert), Völkermorde wie die an Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika (1904-1908), die zwei Weltkriege (1914-1918 / 1939-1945) und viele weitere Bluttaten, die allesamt nicht von Muslimen ausgelöst wurden.

Es ist aber wohl noch nie ein Muslim auf die Idee gekommen, dafür das Christentum verantwortlich zu machen. Dabei könnten sie doch auf das Alte Testament verweisen, in dem es für jeden Leser erkennbar weitaus gewalttätiger zugeht als im Koran. Aber auch das Neue Testament ist nicht frei von sogenannten "Schwertversen": „Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht kommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert.“, soll Jesus da zum Beispiel in Matthäus 10:34 gesagt haben. Wenn man darauf verweist, kommt als Antwort gewöhnlich: Ja, das war vor langer Zeit, jetzt aber sei man aufgeklärt und man achte auf die Menschenrechte.

Im Namen aller Religionen und Weltanschauungen wurde Blut vergossen

Allerdings wurden und werden auch im Namen von Demokratie und Menschenrechten Millionen Menschen getötet. Bereits die französische Revolution von 1789 brachte (mit ca. 1 Million Toten) neue Exzesse der Gewalt, die Terrorherrschaft der Jakobiner, die Guillotine und abermals verheerende Kriege mit sich. Die Bombardierungen zum Beispiel in Vietnam (mit Millionen Toten und dem Einsatz international geächteter Waffen) oder die Folterungen in Abu Ghraib (um nur zwei Beispiele zu nennen) zeigen, dass der Westen auch in der Gegenwart äußerst gewalttätig und inhuman agieren kann – allem Gerede von Menschenrechten zum Trotz bzw. gerade im Namen von Demokratie und Menschenrechten.

Auch Terrororganisationen gab es im Westen schon vor Jahrzehnten. Manche Terroristen der Roten Armee Fraktion (RAF), wie zum Beispiel Gudrun Ensslin, kamen sogar aus Pfarrersfamilien. Auch das Selbstmordattentat ist keine Erfindung oder Besonderheit des islamischen Kulturkreises, man denke an die japanischen Kamikaze-Flieger im 2. Weltkrieg oder die "hinduistische" Terrororganisation LTTE (Liberation Tigers of Tamil Eelam) in Sri Lanka: Es ist weithin unbekannt, dass die LTTE die Statistik bei der Zahl der verübten Terroranschläge weltweit anführt, obgleich dies ohne Aufwand in einschlägigen Literaturen nachzuschlagen ist.

Auch im Namen anderer Religionen wurde und wird Gewalt ausgeübt. Im Hinduismus kommen heute noch Menschenopfer für die Göttin Kali vor. Als absolut friedliebende Religion gilt vielen Deutschen heute der Buddhismus, der so etwas wie eine Mode- bzw. Zeitgeistreligion geworden ist. Buddha-Figuren in den verschiedensten Größen bekommt man bereits in jedem Einrichtungsladen, Top-Stars wie Richard Gere oder Madonna bezeichnen sich als Buddhisten und in Hollywood-Filmen wie „Sieben Jahre in Tibet“ wird die theokratisch-feudale Herrschaft der Gelbmützensekte (Gelugpa) in Tibet romantisch verklärt. Weit weniger bekannt ist es zum Beispiel, dass sich auch der Reichsführer SS, Heinrich Himmler, als Buddhist bezeichnet hat und seine Leute zur Expedition nach Tibet beorderte. In Tibet gelang es der militanten Sekte der Gelbmützen im 9. Jahrhundert n. Chr., sämtliche innenpolitischen Gegner auszuschalten. Die ReligionsforscherIn Victor und Victoria Trimondi kommen bei ihrer Analyse des tibetischen Buddhismus zu folgendem Urteil: „Die Geschichte des tibetischen Buddhismus war von Beginn an durch Kriege, Mord, Folterungen, soziale Unterdrückung, durch Sklaverei, Hass und Machtgier bestimmt… 900 Jahre lang lieferten sich die unter einander zerstrittenen Sekten und Klöster unzählige Kleinkriege, die eine größere Staatenbildung verhinderten... Somit ist die Geschichte des tibetischen Buddhismus nicht weniger blutig als die Geschichte anderer Religionen. Hinzu kommt jedoch, dass der Lamaismus ein erschreckendes Pandämonium von Kriegs- Mord- und Todesgöttern zur Schau stellt, das an Morbidität und Aggressivität seinesgleichen in den menschlichen Kulturen sucht.“ Man denke hier auch an das momentane Vorgehen gegen die Rohingya in Myanmar und die Gewaltaufrufe buddhistischer Mönche.

Dass allerdings auch im Namen von säkularen Weltanschauungen des Kommunismus, Sozialismus oder Anarchismus (individueller Terror!) Verbrechen verübt wurden, dürfte inzwischen ebenfalls zum Allgemeinwissen gehören. Oft wird jedoch behauptet, dass nur die Religionen und insbesondere der Monotheismus zur Intoleranz oder zur Gewaltanwendung neigen. Als ob sich Atheisten wie Enver Hoxha in Albanien oder Pol Pot in Kambodscha (mit ca. 2 Millionen Toten) durch besondere Toleranz ausgezeichnet hätten! Die Verbrechen des säkularen NS-Faschismus stehen sogar durch den Holocaust in gewisser Weise einzigartig dar.

Es lässt sich nicht bestreiten: Im Namen von jeder Religion, ja von jeder Weltanschauung wurden und werden Verbrechen begangen – und das ausnahmslos! Aber warum ausgerechnet im Namen von Religionen, die ja doch Frieden stiften wollen? Nun denn, jede Weltanschauung - auch säkulare - versprechen Frieden und letztlich das Paradies - und Letztere nicht erst das Paradies im Jenseits, sondern schon auf Erden.

Aber noch einmal: Wieso können auch Religionen gewalttätig sein? Liegt das in den angeblich Gewalt fordernden Heiligen Schriften begründet? Der katholische Theologe Hans Küng hat darauf aufmerksam gemacht, dass die heiligen Schriften aller Religionen - neben den zum Guten aufrufenden - auch sogenannte "Schwertverse" enthalten, das heißt Verse, die scheinbar die Anwendung von Gewalt legitimieren. Es besteht somit die Notwendigkeit einer Interpretation.

Als einzige Heilige Schrift einer Weltreligion macht nur der Koran auf die Möglichkeit aufmerksam, dass Menschen diese falsch interpretieren kann. Nach Vers 7 der Sure 3 stürzen sich diejenigen, deren Herzen zu Krankheit neigen auf diese sogenannten "Schwertverse". Genau hier scheint das Problem zu liegen: Es liegt am sowohl zum Guten und Bösen fähigen Individuum. Da der Mensch sich auch stets für das Böse entscheiden kann, wird es auch immer Menschen in allen weltanschaulichen Lagern geben, die Religionen oder Weltanschauungen dazu benutzen, um damit ihre eigenen Schandtaten zu bemänteln. Gerade in der politischen Sphäre sind Akteure auf (die Missdeutung) von Religionen und Weltanschauungen angewiesen, um ihr böses Vorhaben legitimieren zu können.

Selbstverständnis des Islam: Religion des mittleren Weges

Wenn auch im Westen die Auffassung weit verbreitet ist, dass es sich beim Islam um eine extremistische und gewaltverherrlichende Religion handelt, was sich oft durch das Verhalten einiger Muslime oder durch den Terror solcher Gruppen wie des sogenannten "Islamischen Staats" (IS) zu bestätigen scheint, so steht dies dennoch im Widerspruch zum Selbstverständnis dieser Religion. In den wichtigsten Geistesquellen der Muslime, im Koran und in der überlieferte Lebensweise des Propheten Mohammed, wird der Islam immer wieder als die „Religion des mittleren Weges“ normativ beschrieben. So heißt es im Vers 143 der Sure 2: „Und so haben Wir euch zu einer Gemeinschaft der Mitte gemacht...“ Der mittlere Weg in allen Angelegenheiten ist demnach der vorgeschriebene göttliche Weg - ganz gleich, ob es um die Lebensführung, die Ess- und Trinkgewohnheiten, die Ökonomie, die Anwendung von Gewalt oder auch um den Gottesdienst geht: Der Islam empfiehlt stets den mittleren Weg. In zahlreichen prophetischen Überlieferungen wird darauf hingewiesen, dass die Muslime Extreme und Maßlosigkeit bei der Ausübung ihrer Religion vermeiden sollen. So äußerte sich der Prophet wie folgt: „Die Religion ist einfach. Wer den Glauben streng macht, wird überwältigt. Deshalb übertreibt und untertreibt nicht, und seid damit zufrieden und sucht Gottes Hilfe im Gebet am Morgen und am Abend und etwas im letzten Teil der Nacht." Mäßigung, Mäßigung und nochmals Mäßigung – das ist demnach das eigentliche zentrale Credo dieser Religion.

 

Wie sieht nun dieser mittlere Weg in der Frage der Anwendung von Gewalt aus? Heutzutage gibt es viele Islamkritiker, die das heilige Buch der Muslime nehmen und irgendwelche "Schwertverse" aus dem Zusammenhang reißen. Es wurde bereits erwähnt, dass der Koran selbst darauf aufmerksam macht, dass es im heiligen Buch der Muslime eindeutige und mehrdeutige Verse gibt, wobei sich die schlechten Menschen auf die mehrdeutigen Verse stürzen, obwohl die die mehrdeutigen durch die eindeutigen zu interpretieren sind. In einem solchen eindeutigen Vers (wie im Vers 90 der Sure 16: „Er verbietet das Schändliche, das Verwerfliche und die Gewalttätigkeit.“) verbietet Gott eindeutig und grundsätzlich das Gewalttätige. Darf nun nach dem Islam überhaupt keine Gewalt angewendet werden?

 

„Recht zum Krieg“ (ius ad bellum) und „Recht im Krieg“ (ius in bello)

 

Wir müssen nun zunächst das „Recht zum Krieg“ (ius ad bellum) vom „Recht im Krieg“ (ius in bello) unterscheiden. Die von Islamkritikern präsentierten Verse beziehen sich fast ausschließlich auf das ius in bello, also auf das Verhalten in einem bereits laufendem Kampf. Wie sieht es aber mit dem ius ad bellum, also mit dem Recht zum Krieg aus? Der Koran vertritt keine pazifistische Position, er erlaubt die Gewaltanwendung zur Verteidigung („Und bekämpft…, wer euch bekämpft“, Sure 2, Vers 190).

 

Auch mit den folgenden Versen wurde dem Propheten Muhammad die Erlaubnis zum Kampf erteilt: „Erlaubnis [zum Kampf] ist denjenigen gegeben, die bekämpft werden, weil ihnen ja Unrecht zugefügt wurde...“ (Sure 22, Vers 39-40) Deutlich wird das Verbot zum Angriffskrieg auch im Vers 90 der Sure 4: „Wenn Gott wollte, hätte Er ihnen Macht über euch gegeben, und sicherlich hätten sie dann gegen euch gekämpft. Wenn sie sich jedoch von euch fernhalten, ohne euch zu bekämpfen, und euch Frieden anbieten, gibt euch Gott keine Erlaubnis, gegen sie vorzugehen.“

 

Bei der für Sunniten und Schiiten islamische Autorität Imam Ali ibn Abu Talib, der Vetter und Schwiegersohn des Propheten, kann man ein eindeutig formuliertes Verbot des Angriffskrieges finden. So hat Imam Ali vor der Schlacht zu Siffin im Jahre 657 n. Chr. seinen Offizieren folgende Anweisungen zur Kriegsführung gegeben: „Beginnt niemals selbst einen Krieg. Gott liebt nicht das Blutvergießen. Kämpft nur in der Verteidigung. Greift niemals den Feind zuerst an... Verfolgt und tötet niemals jene, die aus dem Schlachtfeld oder aus dem Treffen fliehen... Tötet niemals einen Verwundeten, der sich nicht selbst verteidigen kann... Verstümmelt niemals einen Toten, um ihn zu demütigen. Plündert und brandschatzt niemals! Schändet niemals die Sittsamkeit einer Frau. Verletzt niemals ein Kind. Verletzt niemals eine alte oder behinderte Person.“ Während die ersten Sätze noch das ius ad bellum betreffen, beziehen sich die nachfolgenden bereits auf das ius in bello.

 

Zum ius in bello kann man konstatieren, dass Übertretungen im Kampf, wie das Folterungen oder das Töten von Gefangenen oder Zivilisten, streng verboten sind („Und kämpft auf Gottes Weg gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht! Gott liebt nicht die Übertreter.“; Sure 2:190). Weiterhin wird ein schneller Friedensschluss gefordert. Der Islam erlaubt somit die Verteidigung, wenn es zum Kampf kommt, verbietet jedoch die Übertretungen, und fordert Anstrengungen, den Frieden wiederherzustellen. So enthält Vers 61 der Sure 8 eine Friedensverpflichtung, auf die bei einem Friedensgesuch des Gegners eingegangen werden muss: "Und wenn sie sich dem Frieden zuneigen, dann neige auch du dich ihm zu und verlasse dich auf Gott!"

Fazit

Abschließend ist also zu sagen, dass aus jeder Weltanschauung eine Legitimation für Gewalt abgeleitet werden kann und der Islam nach prophetischem Verständnis einerseits eine Religion, die zum Frieden einlädt, aber andererseits gegenüber Aggressoren wehrhaft ist. Diese Herangehensweise ist eine, die sich gänzlich mit dem Völkerrecht deckt.

Markus FiedlerDr. phil. Markus Fiedler ist Autor von mehreren Büchern und zahlreichen Artikeln mit dem Schwerpunkt Islam in der europäischen Wahrnehmung.

 

 

 


Hat Ihnen der Artikel gefallen? Wir sind auf Ihre Spenden angewiesen! Gerne können Sie uns spenden: Bitte hier klicken. Haben Sie herzlichen Dank!



Uwe05-12-17

Herr Dr. Fiedler, ich möchte mich auf Ihr Fazit beschränken, obwohl der Text zu reichlich Kritik Anlaß gibt. Weltanschauungen können Gewalt generieren, wenn sie das Bedürfnis vieler Menschen nach einer Heilstechnologie befriedigen und mit unanfechtbaren Dogmen operieren. Wer auch Dogmen zur Kritik freigibt und sich zum Fallibilismus bekennt wie der kritische Rationalismus wird nie zu einem Herrschaftsinstrument werden können.
Freundliche Grüße
Uwe

Mehrdad07-12-17

Ein sehr gut geschriebener, aufklärerischer Text. Danke.

SA12-12-17

@UWE
Ich denke nicht, dass es im vorliegenden Artikel darum geht, aufzuzeigen, inwiefern Weltanschauungen Gewalt generieren, sondern Gewalt legitimieren können. Das ist ein feiner, aber entscheidender Unterschied.

Die weltanschauliche Grundlagen einer freiheitlich-liberalen Demokratie sind ja eben der Fallibilismus, der kritische Rationalismus und das Versagen von unanfechtbaren Dogmen - und trotzdem lässt sie sich missbrauchen!

Des Weiteren sind der Fallibilismus, der kritische Rationalismus und das Versagen von unanfechtbaren Dogmen ja keine Weltanschauungen an sich, sondern (erkenntnistheoretische) Herangehensweisen und Methoden.

Manfred18-12-17

Der Text liest sich wie eine Relativierung der Gräueltaten, die vom Islam seit dessen Entstehung ausgehen. Und was für ein aberwitziger Vergleich zwischen Koran und Neuem Testament! Der eigentliche „Schwertvers“ des Christentums lautet: „Stecke dein Schwert in die Scheide, denn wer zum Schwert greift, soll durch das Schwert umkommen.“ (Matt. 26:52). Die Lehre Christi stellt die Liebe in den Mittelpunkt, im Koran dagegen kommt das Wort „Liebe“ fast gar nicht vor (http://korrektheiten.com/2010/03/24/wie-oft-steht-liebe-im-koran/). Dafür ist der Koran proppenvoll von Aufrufen zur Gewalt. Schon allein der Umstand, dass Jesus für seine Überzeugungen gestorben ist, Mohammed dagegen für seine Überzeugungen gemordet hat, spricht für sich.

Hanif18-12-17

Hallo Manfred,

führende christliche Theologen machen eben Matthäus 10,34 („Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen sei, Frieden zu senden auf die Erde. Ich bin nicht kommen, Frieden zu senden, sondern das Schwert.“) als Schwertvers aus. Dass die Bibel dagegen auch pazifistische Verse hat, bestreitet denke ich niemand.

Die Haupttugend ist nicht Liebe, sondern Barmherzigkeit, ohne Barmherzigkeit gibt es auch keine Nächstenliebe. Und gerade Barmherzigkeit kommt im Koran sehr zahlreich vor - vermutlich häufiger als in der Bibel.

Aber solche Gegenüberstellungen sind aus islamischer Sicht ohnehin abwegig, weil die Bibel von Muslimen auch als göttliches Werk verstanden wird - wenn auch nicht mehr authentisch. Thora, Bibel und Koran sind in diesem Sinne alle göttlichen Ursprungs, die Antworten auf die jeweiligen gesellschaftlichen (Fehl-)Entwicklungen gaben. So ist die Bibel auffällig mild und unritual, weil sie in einer Zeit kam als die hiesige Gesellschaft eben sehr pharisäisch war.

Im Übrigen tötete Mohammed nicht aufgrund seines Glauben, sondern für die Gerechtigkeit. Der Koran korrigierte wiederum das andere Extrem, das vom Christentum eingeleitet wurde (zumindest proklamiert), nämlich den ungesunden Pazifismus.

Dr. Markus Fiedler18-12-17

Hallo.

Zu manchen Kommentaren fällt mir nur ein: "Was siehst du aber den Splitter in deines Bruders Auge, und wirst nicht gewahr des Balkens in deinem Auge?" (Neues Testament)

Auf wie viele Millionen Tote kann man da hinweisen! Nach Weber hat der spezielle Erwählungsglaube der christlichen Puritaner dazu geführt, dass die Indianer in Nordamerika (ca. 7 Millionen) als von Gott Verworfene de facto ausgerottet wurden, die katholischen Spanier metzelten die (Millionen) Mayas und Inkas nieder. Die Missionierung Südamerikas geschah alles andere als gewaltlos (wofür sich der Papst entschuldigte), auch in Deutschland kann man auf die Sachsenkriege Karls des Großen verweisen.

Reformationskriege, Bartholomäusnacht, Inquisition, Hexenverbrennung, Kolonialismus auch im Namen des Christentums (allein 10 Millionen Tote in der belgischen Kolonie Kongo!), imperialistische Kriege, 2 Weltkriege, Völkermorde - trotz der Botschaft der Liebe, die aber scheinbar die Herzen der Menschen nicht erreicht hat.

Eine solche Blutspur hat kein anderer Kulturkreis vorzuweisen! Wer relativiert hier was? Und so wird wieder gegen eine Weltreligion gehetzt und damit - wenn es logisch zu Ende gedacht wird - zu neuen Glaubenskonflikten gerufen, auch wieder im Namen der Liebe?





* Bitte haben Sie Verständnis, dass die Redaktion Beiträge editiert oder nicht freigibt mit dem Ziel einen moralischen Austausch zu gewährleisten.